Gottes Name ist Verheißung
Wesen und Bedeutung eines Namens
Mit seinem Namen stellt man sich einer unbekannten Person oder Personengruppe vor und umgekehrt bei einer uns unbekannten Person fragen wir zuerst nach ihrem Namen. Mit Nennung des Namens tritt man in eine persönliche Beziehung. Der Name kennzeichnet eine ganz bestimmte einmalige unverwechselbare Person (Individuum) und er ist Identität ihrer Persönlichkeit. In zweifelhaften Kreisen will man unerkannt bleiben und seinen Namen und damit seine Person möglichst verbergen. Seinen Namen zu nennen ist also ein Sich-öffnen und ein Vertrauensbeweis, denn der Name gibt etwas von seiner Person preis.
Wie kommt man zu seinem Namen? Unsere Nachnamen sind ererbt, sie leiten sich oftmals von Berufen her, Müller, Fischer, Weber, oder von einem Herkunftsort Burgdorf, Feldmann, Wiesner oder vom ehemals äußeren Erscheinungsbild: Groß, Klein, Rotbart, Schwarzkopf, oder auch von einem Wesenszug: Lachmann, Schreyer, Schnelle... Über die Generationen verliert sich dann die ursprüngliche Bedeutung des ererbten Namens. Er ist „überlebt“ und sagt nichts mehr über seinen heutigen Namensträger aus.
Die Vornamen aber werden von den Eltern aktuell und bewusst vergeben. Dies geschieht heutzutage meistens nach seinem Wohlklang oder weil er gerade in Mode ist. Nur noch Wenige wählen für ihre Kinder einen Namen bewusst nach seiner Bedeutung. In der Frühzeit bis Anfang des 20. Jahrhunderts vergab man meist bewusst sinnerfüllt den Vornamen. Mit ihm sollte etwas zum Ausdruck gebracht werden, von seinem Glauben, „Maria“, „Johannes“, „Gottfried“, nach der Familientradition und den Vornamen der Voreltern, nach der politischen und geschichtlichen Überzeugung „Friedrich“, „Wilhelm“, „Siegfried“, „Brunhild“, nach einem Vorbild, nach Erwartungen und Wünschen „Christian“, „Maximilian“ = der Große, „Sophia“ = Weisheit, „Angelika“ = Engelsgleiche... Schlägt der Erwachsengewordene dann einen ganz speziellen persönlichen Weg ein, dann wählt er sich mitunter selbst einen neuen Vornamen, eine Verkürzung wie „Bruni“, „Willi“, einen „Spitznamen“, einen „Künstlernamen“, ein Pseudonym und früher einen „Herrscher- oder Kämpfernamen“. Mit dem neuen selbstgewählten Namen soll das persönliche Selbstverständnis zum Ausdruck gebracht werden.
Der ursprüngliche Gedanke eines Namens ist also, dass er etwas über seinen Träger aussagen soll, etwas über seine Herkunft, seine Bestimmung, sein Wesen, ja, seinen Willen. Wie das lateinische Wort sagt: Nomen est Omen. - Der Name, die Bezeichnung einer Sache oder Person, ist ein Vorzeichen von dem, was ist und was zu erwarten ist. Das gilt in besonderer Weise auch für den Namen Gottes. Mit seinem Namen hat uns Gott etwas maßgebliches von seinem Wesen offenbart, hat uns einen Beweis seiner Zuwendung mit einer Verheißung und mit seinem Segen gegeben. Mit seinem Namen weist Gott auf seinen Heilsplan für die Menschen. Wenn wir also in der Bibel lesen vom „Namen Gottes“, dann meint das, was das Wesen Gottes ausmacht, seine Allmacht, seine Heiligkeit, sein Gebot, sein verheißenes Heil, seine Gegenwart. Sein Volk singt (Ps. 33, 21): „Denn unser Herz freut sich seiner, und wir trauen auf seinen heiligen Namen.“
Abraham wird von Gott dem Allmächtigen berufen
Für Gott im Allgemeinen steht im Alten Testament das hebräische Wort „Elohim“, so wie in unseren deutschen Bibelübersetzung „Gott“ und in der griechischen Bibelübersetzung „Theos“. Häufig steht verkürzt „El“. Das findet sich auch in Personen- und Ortsnamen, wie: Elia, Joel, Samuel, Hesekiel, Daniel, Nathanael, Bethel.
Anmerkung
„Elohim“ steht in der Mehrzahl, aber das Sprechen und Handeln Elohims geschieht immer in der Einzahl. Das weist auf die Trinität Gottes hin – ein Gott in drei Personen.
Doch will Gott nicht abstrakt, uns unbekannt, verborgen und unbeteiligt bleiben. Er will uns nicht fern und anonym sein, sondern Gott will mit uns in eine persönliche Beziehung treten. Die durch den Sündenfall zerbrochene Gemeinschaft will Gott, trotz unserer Sünde, wieder aufnehmen, ja, neu begründen. Deshalb hat sich Gott mit seinem Namen bekannt gemacht. Mit seinem Namen wendet er sich uns zu, sagt uns etwas von sich und wir wissen, an wen wir uns im Gebet wenden dürfen und sollen. Wie Gott in Psalm 50 spricht: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen.“
Dem Abram („Vater ist erhaben“) hat sich Gott als „Gott der Allmächtige“ (hebr. „El Schaddai“) bekannt gemacht und ihn aufgefordert, sein Vaterland in Ur am Euphrat zu verlassen. Gott werde ihm ein Land zeigen, das er besitzen soll. Und Gott sprach Abram einen Bund zu mit mit der Verheißung, dass ihm das Land Kanaan gegeben werde, aus ihm ein Volk hervorgehen und dass durch sein Geschlecht Segen über alle Völker kommen werde (1. Mose Kap. 12 und 17). Von nun an soll Abram den neuen Namen Abraham („Vater einer großen Menge“) tragen – den Namen seiner ihm gegebenen Verheißung.
Anmerkung
Seinen Namen Jahwe (JHWH) hat Gott dem Abraham noch nicht offenbart (2. Mose 6, 3). Dass wir den Gottesnamen Jahwe – in deutscher Übersetzung und Interpretation „HERR“ (in großen Buchstaben) - dennoch schon im 1. Buch Mose lesen, beruht darauf, dass die Texte nach der Namensoffenbarung an Moses verfasst wurden und der Gottesname Jahwe – HERR dann rückwirkend verwendet wurde.
Mose erfährt Gottes Namen und die Befreiung Israels aus Ägypten
Als Israel in der Gefangenschaft Ägyptens und in Not war, berief Gott den Mose, das Volk aus der Gefangenschaft herauszuführen. Da fragte ihn Mose, was er dem Volk denn sagen solle, wer ihm den Auftrag und die Vollmacht zur Befreiung und Führung des Volkes gegeben hätte, wie denn Gottes Name laute. „Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde.
Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: Jahwe (wiedergegeben mit „HERR“), der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name auf ewig, mit dem man mich anrufen soll von Geschlecht zu Geschlecht“ (2. Mose 3,14-15).
Was bedeutet der Name: „Ich werde sein, der ich sein werde“ (hebr. ehjeh ascher ehjeh)? Da es bei den althebräischen Verben keine Zeitformen gibt, kann auch übersetzt werden „Ich bin, der ich bin“. „Ehjeh“ ist die erste Person Einzahl vom Verb „hajah“(mitunter geschrieben „hawah“). „hajah“ bedeutet: existieren, da-sein, leben, lebendig und etwas werden-lassen, aktiv wirken. Gott sagt also von sich „Ich existiere, ich bin lebendig, ich bin da - ich werde für euch da sein, ich werde für euch wirken. Ich werde mich als euer schützender Gott erweisen. - Der ewige und allmächtige Gott, der Schöpfer und Erhalter aller Dinge, der verspricht, dass er für Mose und Israel da sein und für sie Schutz und Leben sein wird.
In der jüdisch autorisierten vorchristlichen Übersetzung des Verses ins Griechische (Septuaginta) steht „Ego eimi to on“, übersetzt „Ich bin das Sein - der Seiende“. Gott ist das Sein, von dem alles Sein ausgeht, der durch sein Wort alles schafft und alles ins Leben ruft (1.Mose 1; Joh. 1, 1-4). Später lesen wir in der Offenbarung des Johannes: „Ich bin das A und das O, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.“ Und der Sohn spricht: “Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle“ (Offb Joh. 1, 17.18).
Dem Volk soll Mose den Namen Gottes aber in der dritten Person Einzahl von „hajah“ nennen und das führt zu „Jahwe“, übersetzt: „ER ist, wird da sein“. ER wird immer bei euch und für euch da sein. ER erlöst Israel aus der Gefangenschaft Ägyptens, nimmt am Sinai Israel in einen Schutz-Bund, gibt ihm seine Gebote und führt es durch die Wüste in das schon dem Abraham verheißene Land Kanaan.
Als Gott dem Mose zum zweiten Mal die Zehn Gebote auf den Steintafeln gab, rief Gott dem Mose nochmal seinen Namen zu und offenbarte ihm von seinem innersten göttlichem Wesen (2. Mose 34, 6 -7): „Jahwe (HERR), Jahwe (HERR), Gott barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand...“. An diese Worte Gottes soll sich Israel immer erinnern und auf sie vertrauen, wie wir sie auch nochmal in Psalm 103, 8 – 13 hören.
Gott sagte dem Mose auch, in welcher Weise Aaron und seine Nachkommen als Priester das Volk Israel segnen sollen (4. Mose 24 - 27): „Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.“
Anmerkung
Mitunter wird „Jahwe“ auch verkürzt zu „Jah“ und erscheint so u.a. in Hallelu-ja (auch in Offb. 19,1.3.4.6) und auch in Personennamen, wie Jesaja, Obadja, Zefanja, Sacharja. Da im Hebräischen „a“ auch zu „e“ mutieren kann, findet sich der Name Jahwe auch in den Namen Jeremia, Jehoschua (Kurzform „Joschua“, in gräzisierter Form „Jesus“).
Mit dem zweiten Gebot warnt dann Gott (2.Mose 20,7): „Du sollst den Namen des HERRN (Jahwe), nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ Da wir als Christen den Namen Jahwe nicht oder nur ausnahmsweise gebrauchen, gilt uns, dass wir das Wort „Gott“ und den Namen „Jesus“ nicht missbräuchlich oder als nur gedankenlose Redewendung im Mund führen sollen. Luther schreibt im Kleinen Katechismus: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir bei seinem Namen nicht fluchen, schwören, zaubern, lügen oder trügen, sondern denselben in allen Nöten anrufen, beten, loben und danken.“
Mit dem Vaterunser lehrt uns Jesus das rechte Beten. Darin bekennen und bitten wir „geheiligt werde dein Name“. Gottes Namen sollen wir heilig halten. Martin Luther schreibt dazu im Kleinen Katechismus: „Gottes Name ist zwar an sich heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns heilig werde.“ Dass wir Gott ehren, ihm gern gehorsam sind und als Zeugnis vor der Welt nach seinem Willen leben.
Als Gott von sich zu Jesaja spricht, lesen wir hebräisch „Ani hu“ - Ich = ER. (Gleichsetzung von Ich und ER, das Verb „bin“ entfällt im Hebräischen). Ich bin der, der euch seinen Namen am Sinai gesagt hat. Jesaja 43, 10: „... damit ihr wisst und mir glaubt und erkennt, dass ich's bin“, so auch in Jes 41,4; 43,13; 44,6; 46,4; 48,12; 52,6. Dieses „Ich bin's“ ist das übersetzte „Ani hu“. Ins Griechische ist es mit „Ego eimi“ übersetzt und wir finden es als Jesu Wort mehrfach im griechischen Urtext des Neuen Testaments.
Als der Sohn Gottes nimmt Jesus das göttliche „Ich bin“ (Ich = Er) für sich in Anspruch. Joh. 8, 24: „... wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden“; Joh. 13,19: „Jetzt sage ich's euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich es bin.“ - Damit sagt Jesus, ich bin der Gott eurer Väter, euer Gott vom Berg Sinai. Als die Soldaten Jesus im Garten Gethsemane suchten, um ihn gefangen zu nehmen, trat er vor sie und sprach: „Ich bin's, da wichen sie zurück und fielen zu Boden“ (Joh. 18, 6). Einen kurzen Augenblick hatte sie die Göttlichkeit Jesu überrascht und überwältigt. Doch dann brach wieder die weltliche Sicht durch und sie gingen wieder ihrem Auftrag nach und nahmen Jesus fest. Auch beim Verhör durch den Hohen Rat antwortete Jesus mit „Ich bin's“ und sie entsetzten sich und sahen ihn der Gotteslästerung überführt (Mk 14, 61-64; Lk 22, 70-71).
Das göttliche „Ich bin“ ergänzt und verbindet Jesus mit weiteren Aussagen, die sein Wesen und seinen besonderen Auftrag charakterisieren (Ich-bin-Worte Jesu): „Ich bin das Brot des Lebens, wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit (Joh. 6, 33-35.51). Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird das Licht des Lebens haben (Joh. 8, 12). Ich bin die Tür, wenn jemand durch mich eingeht, der wird gerettet werden (Joh. 10, 9). Ich bin der gute Hirte, der sein Leben lässt für die Schafe (Joh. 10,11). Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben (Joh. 11, 25). Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben; wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht (Joh. 15, 1-8)“.
Der HERR ist der Retter, der Heiland
Kehren wir zu Gottes Worte an Mose zurück. Gott sprach zu Mose, sage den Israeliten: „Ich bin der HERR (Jahwe) und will euch erretten von eurem Frondienst …“ (2. Mose 6, 6). Die Zehn Gebote beginnen mit: „Ich bin der HERR (Jahwe) dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe“ (2. Mose 20,1-3). Mit seinem Namen „Jahwe“ hat Gott am Sinai Israel in seinen Bund der Rettung, des Schutzes und Heils genommen. „Jahwe“ ist Gottes Bundesname für Israel. ER ist der Retter seines Volkes. Die Beter der Psalmen danken und loben den HERRN als ihren Retter; Luther übersetzt statt „Retter“, altdeutsch „Heiland“ (Ps. 17, 7; 51,16; 85, 5; 106, 21). Zu Jesaja spricht der HERR (Jes. 43, 3,11): „Ich, ich bin der HERR, und außer mir ist kein Heiland“.
Von Lukas hören wir dann die Botschaft des Engels (Lk. 2, 11): „Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland (griechisch „Soter“) geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ Gott ist Mensch geworden! Johannes schreibt (1. Joh. 4, 14): „Wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.“ Paulus schreibt (2. Tim 1, 9.10): „Die Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen an Licht gebracht hat durch das Evangelium.“
Zu uns spricht Gott (Mt. 17, 5): „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören!“ In und durch seinen Sohn hat uns Gott errettet und erlöst – hat er uns berufen zu seiner Gemeinde, zu seinem Volk und ist als unser Gott bei uns (Lk. 1, 68, Mt. 1, 21; 20, 28; 28, 20; Röm. 3, 24; 1. Petr. 2, 9).
Den Namen „Jesus“ hat der Sohn vom himmlischen Vater. Der Engel des Herrn sprach zu Josef (Mt. 1, 21): „Maria wird einen Sohn gebären, dem sollst den Namen „Jesus“ gegeben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“. „Jesus“ ist die griechische Form von hebr. „Jehoschua“, das heißt, von seiner Kurzform „Jeschua“ und bedeutet „Jahwe ist Hilfe, Rettung, Heil“ (Das „a“ von Jahwe ist zu „e“ mutiert). Zum Ende der babylonischen Gefangenschaft und bei der Rückkehr trug ein Hoherpriester den Namen Jeschua, Sohn des Jozadaks (Haggai 1, 1; Sach 3, 1). Seitdem war der Name Jeschua besonders in Priesterkreisen beliebt und gebräuchlich.
Im Namen Jesu hat Gott mit allen, die auf ihn getauft sind, einen Neuen Bund geschlossen, den sollen sie im Glauben bewahren. So wie einst Mose im Namen Jahwe, so führt uns Jesus in seinem Namen aus der Knechtschaft von Sünde, Tod und Teufel in die Freiheit der Kinder Gottes - zum Ziel des ewigen Lebens in Gottes Herrlichkeit. In Jesus ist Rettung und Hilfe - das Heil Gottes. „Jesus“ ist der Gottesname des Neuen Bundes für alle Völker - für uns.
Petrus spricht (Apg. 4, 12): „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Paulus schreibt (Röm. 9, 5): „Christus, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.“ Und (Phil 2, 9): „Darum hat ihn Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr (Kyrios) ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“
Der Herr ist Hilfe, Rettung und Heil
Nach dem Auszug Israels aus Ägypten und der 40-jährigen Wüstenzeit galt es das Land Kanaan zu erobern. Dazu hat Gott den Josua (hebr. „Jeschua“) als Nachfolger des Mose auserwählt (5. Mose 3, 28). Mose hatte den Namen seines jungen Dieners „Hoschea“, übersetzt „Hilfe, Rettung, Heil“, mit dem Namen Jahwe ergänzt zu „Jehoschua“, Kurzform „Jeschua“ – Jahwe ist Hilfe, Rettung, Heil. Es ist das erste Mal, dass im Alten Testament der Name Gottes verbunden mit einem Prädikat als Personenname erscheint. Später wird häufig davon Gebrauch gemacht.
Josua (Jeschua) führt im Namen Jahwes das Volk über den Grenzfluss des Jordans ins verheißene Land Kanaan. Er nimmt es im Kampf ein und verteilt das Land als Erbbesitz an die 12 Stämme Israels. Israel wird in Kanaan sesshaft – ist nicht mehr heimatlos, ist äußerlich zur Ruhe gekommen (Jos 21, 43f.). Josua ist dem Auftrag seines Namens gerecht geworden.
So wie Gott durch Josua das Volk Israel über den Jordan und dann im siegreichen Kampf ins Land Kanaan und zur Ruhe geführt hat, so führt uns Jesus im sieghaften Kampf gegen Sünde, Tod und Teufel über die Grenze des Todes ins Himmelreich. Dort in der Ewigkeit des Vaterhauses finden wir Ruhe bei ihm in seiner Herrlichkeit.
Gottes Erlösung
ER ist der Erlöser seines Volkes
„Ich will euch erretten und will euch erlösen“ spricht der HERR (2. Mose 6, 6). Was ist allgemein unter dem Erlösen zu verstehen? Einer Erlösung bedarf es, wenn sich jemand in einer aussichtslosen Notlage befindet aus der er sich selbst nicht mehr befreien kann und er ganz auf Hilfe und Rettung eines anderen von außen angewiesen ist. In solcher Situation war Israel in der Gefangenschaft Ägyptens. Und die Menschen aller Zeiten befinden sich in der Gefangenschaft von Sünde und Tod, aus der sie sich selbst nicht befreien können. Nur der „Lügenbaron Münchhausen“ erzählt, dass er sich am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf ziehen konnte.
In 3. Mose 25, 25 ff. lesen wir, dass man für die Geldschulden seines Bruders einzustehen hat. Dass man für ihn seine Schulden, ja womöglich auch ein Lösegeld zu zahlen hat, damit er schuldenfrei wird und nicht als Sklave in Schuldknechtschaft gerät oder bleiben muss. Wer so für seinen Bruder eintritt, ihn auslöst aus seiner Gefangenschaft, der ist sein „Erlöser“ (hebr. „go'el“). Vergleichbares kennen wir auch heute von einem Bürgen, der im Notfall für die Geldschulden und Verpflichtungen eines anderen eintritt. Im Hebräerbrief lesen wir von Jesus als unserem Bürgen (Heb. 7, 22).
Auch in anderen Fällen hören wir im Alten Testament von der Pflichtenübernahme durch einen Erlöser. Eine kinderlose Witwe kann sich keinen Sohn mehr verschaffen, der das Familienerbe weiterführt, deshalb soll sie ihr Schwager heiraten und für seinen Bruder einen Erben zeugen (5. Mose 25, 5-10). Im Buch Rut finden wir dazu eine Geschichte.
In Israel wächst die Sehnsucht, dass Gott sein Volk aus aller Bedrängnis, die immer wieder über es kommt, erlösen möge. Gottes Zusage vom Sinai gibt Israel dazu immer wieder Hoffnung: „Er sendet eine Erlösung seinem Volk; er verheißt, dass sein Bund ewig bleiben soll. Heilig und hehr ist sein Name“ (Ps. 111, 9). David singt lobpreisend (Ps. 19, 15): „HERR, mein Fels und mein Erlöser,“ Als Gottes Gericht über Israels Sünden ergangen war, kamen sie zur Buße (Ps. 78, 34.35): „Sie suchten Gott und fragten wieder nach ihm und dachten daran, dass Gott ihr Hort ist und Gott, der Höchste, ihr Erlöser.“ „Er wird Israel erlösen aus allen seinen Sünden“ (Ps.130, 8).
Diese Zuversicht auf einen, ja, auf den Erlöser, hegte auch der körperlich und seelisch schwer geschlagene Hiob (Hiob 19, 25): „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Ich weiß, dass der lebendige Gott mich erlösen wird. Luther übersetzte die folgenden Verse: „Und er wird mich hernach aus der Erden auferwecken. Und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben werden und werde in meinem Fleisch Gott sehen.“
Jesaja prophezeit den Erlöser
Der Name Jesaja bedeutet „Hilfe, Rettung, Heil ist Jahwe“ und das verkündet er auch. Als das Nordreich Israel von Assyrern zerstört worden war und danach die Babylonier das Südreich Juda mit Jerusalem erobert und die Juden nach Babylon deportiert hatten, hören wir die Trost- und Freudenbotschaft (Jes. 41, 14): „Fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, du armer Haufe Israel. Ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels.“
Und Gott erinnert Israel (Jes. 43, 3): „Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben...“.
Immer wieder verkündigt Jesaja die Hilfe und Rettung durch den Erlöser Israels, Kap 43, 14; 44, 6.24; 47, 3.4; 48, 17; 49, 7.26; 54, 8; 59, 20; 60, 16; 63, 16. So hören wir auch schon aus Psalm 111, 9: „ER sendet eine Erlösung seinem Volk; Er verheißt, dass sein Bund ewig bleiben soll. Heilig und hehr ist sein Name.“ Jesaja schreibt von der Verheißung (Jes. 45, 17): „Israel aber wird erlöst durch den HERRN mit einer ewigen Erlösung.“
Der Bund vom Sinai mit Israel wird erfüllt, vollendet und erneuert in Jesus, im Bund für alle Völker und mündet in die Ewigkeit (Lk. 22, 19.20; Mt. 24, 35). Jesus hat als unser Erlöser für uns alles geben – sich selbst, sein Leben, sein Leib und Blut. Jesus sagt, „dass er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für viele“ (Mt. 20, 28). Paulus schreibt (Röm. 3, 24), „dass wir ohne Verdienst gerecht werden aus Gottes Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist“. Und Petrus schreibt (1. Petr. 1, 18.19): „ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid..., sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.“ Mit dem Hinweis auf das Lamm weist Petrus wie schon zuvor Johannes der Täufer auf das alttestamentliche Opfer der Lämmer am Tempel hin. „Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“, (Joh. 2, 29). Jesu Tod am Kreuz war ein einzigartiges Opfer mit dem er uns freigekauft hat aus der Gefangenschaft von Sünde, Tod und Teufel. Er ist als unser Bruder für uns eingetreten, hat uns freigekauft und ist so unser Erlöser. Mit seinem Opfer am Kreuz erfüllt und vollendet Jesus auch den auf ihn weisenden alttestamentlichen Opferdienst des Tempels.
Der Heilige Israels
„Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland“ (Jes. 43, 3). Über zwanzig Mal schreibt Jesaja von dem Heiligen Israels. Heilig ist allein der HERR (Jahwe) wie er zu Mose gesprochen hat, „Ich bin heilig“ (3. Mose 11, 44). Was meint, das Heilig-sein Gottes (hebr. „kadosch“, was nur in Zusammenhang mit Gott gebraucht wird)? Gott ist überweltlich, jenseitig, majestätisch erhaben, ganz anders als alles was uns bekannt ist, er übersteigt unsere Vorstellungen. Gott ist uns unergründlich, unfassbar, unverstehbar, unvorstellbar, unbeschreiblich und unerreichbar. Deshalb sollen wir uns kein Bild von ihm machen, denn es würde immer falsch, ja, beleidigend (2. Mose 20, 4). Aber dennoch ist Gott für uns kein Unbekannter! Aus Zuwendung und Liebe hat er uns in der biblischen Heilsgeschichte viel von seinem Wesen und Willen offenbart – mitgeteilt. Und in seinem Sohn hat er uns auch ein Bild von sich gegeben (Joh. 14, 9; Kol. 1, 15). In Jesus sehen wir das Wesen und den Willen Gottes.
Gott ist der Heilige und heilig ist das Wort, das von ihm ausgeht. Heilig ist alles, was ihm zugehörig ist, was Er mit Beschlag belegt hat, was in seinem Namen vom profanen Gebrauch abgesondert ist. Von ihm geheiligt ist sein Volk, sein Tempel, seine Propheten - sein Erlöser. Als Gottes heiliges Volk soll sich Israel von den Völkern abgesondert halten - sich nicht mit ihnen vermischen, damit es nicht deren Götzen dient und dem Gesetz Israels ungehorsam wird. Es soll deutlich werden, dass Israel Gottes Eigentum ist. Das gilt dann auch für das Volk des Neuen Bundes, der christlichen Gemeinde, wie wir im Hebräerbrief 13, 12 lesen: „Darum hat Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor (Jerusalems)“. Petrus schreibt an die christlichen Gemeinden: „Ihr seid das heilige Volk, das Volk des Eigentums“ (1. Petr. 2, 9). „Ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt … durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes (1. Kor. 6, 11). Deshalb spricht Paulus in seinen Briefen die Glieder der Gemeinde Jesu mit „Heilige“ an und mahnt: „Stellt euch nicht der Welt gleich...“ (Röm. 12,2). „Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott...“ (1. Kor. 2, 12).
Die Heiligkeit Gottes ist quasi ein Synonym für seine ehrfurchtsgebietende allmächtige, ewige und majestätisch-herrliche Göttlichkeit. Wir hören (Jes. 40, 25): „Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei? spricht der Heilige.“ Vor der Heiligkeit Gottes können wir als sündige Menschen nicht bestehen. Begegnet Gott dem Menschen, dann erschrickt er bis ins Innerste. Er erfährt sich als unwürdiger sterblicher Sünder, erfährt die Kluft zu seinem Schöpfer, zur heiligen Majestät Gottes. So erfährt es auch der Prophet Jesaja. In seiner Berufungsvision (Jes. 6) hört er den Seraphim vor dem Thron Gottes lobpreisend ausrufen „Heilig, heilig, heilig ist der HERR“. Jesaja aber sprach „Weh mir, ich vergehe“ und ein Engel berührte mit glühender Kohle seine Lippen damit seine Schuld von ihm genommen und seine Sünden gesühnt seien und er so Gottes Berufung erfahren konnte.
Als Gottes Prophet soll Jesaja das Volk trösten und das Kommen des Heiligen und Erlösers ankündigen. Wie soll das möglich sein, wenn der HERR (Jahwe) selbst der Heilige und Erlöser von Anbeginn ist? In dem ER selbst als der Heilige und Erlöser zu den Menschen kommt - Mensch wird. Wie Johannes schreibt (Joh. 1, 14): „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit.“ Wie der Vater im Sohn ist, so ist auch der Sohn im Vater und sie sind eins (Joh. 10, 30; 14, 10.11). Und so ist auch der Sohn der Heilige. Der Apostel Petrus spricht zu Jesus (Joh. 6, 68.69): „Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.“
Der König Gottes
Jesaja verkündet das wunderbare Zeichen Gottes, dass eine Jungfrau schwanger werden wird (Jes. 7, 14). Das Kind, der Sohn, trägt die Herrschaft auf seinen Schultern, er wird verkündigt als „Wunder-Rat“, „Gott-Held“, „Ewig-Vater“ und „Friede-Fürst“ und wird als König auf dem Thron Davids sitzen in Ewigkeit (Jes. 9, 5-6). Diese Verheißung tröstete und erfreute das Volk. Sie erwarteten einen weltlichen König, wie den David, ja, größer als David. Der alle Feinde endgültig besiegt, ein Großreich Israel gründet und ewig herrschen wird. Auch die Psalmen schienen solch ein Königtum zu verkünden. So hofften und warteten die Juden auf solchen König, auf den von Gott Gesalbten. Mit heiligem Öl wurde im Namen Gottes ein König und ein Priester gesalbt und eingesetzt (1. Sam. 9, 16, 10, 1; 2. Mose 29, 7). Den kommenden König aber wird Gott selbst gesalbt haben, so ist er nicht nur ein Gesalbter, sondern der Gesalbte – der „Messias“ (griechisch „Christus“).
Das Königtum des Gesalbten als ein großes ewiges Reich Israel das erhofften und erwarteten Viele von Jesus. Die Weisen aus dem Morgenland suchten und fragten (Mt. 2, 1 - 12) „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ Und sie fanden Maria mit Jesus im Stall zu Bethlehem. Obwohl das ein ungewöhnliches Vorzeichen war, erahnten sie den Messias und beteten das Kind an. Nathanael, einer der ersten Jünger, sprach zu Jesus (Joh. 1, 49): „Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!“ Als Versuchung bot dann der Satan Jesus das Königtum über alle Reiche der Welt an, wenn er ihn nur anbeten würde (Mt. 4, 8- 11). Nach der wunderbaren Speisung der 5000 wollte das Volk Jesus zum König ausrufen, weil sie von ihm Brot in Fülle erwarteten (Joh. 6, 15). Bei Jesu Einzug in Jerusalem riefen sie (Joh. 12, 13): „Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!“
Hatten sie mit ihrer Huldigung Recht? Ja, aber in einem ganz anderen Sinne als sie es erwünschten und erwarteten. Jesus war nicht nach Jerusalem gekommen, um nach der Königskrone zu greifen und sich auf den Königsthron zu setzen, sondern um eine Dornenkrone und den Tod am Kreuz zu unserer Erlösung zu erleiden. Wie kann er dann aber der verheißene gesalbte König Gottes sein? Ein König ist doch eine Person, die im Besitz unumschränkter Macht ist. Pilatus stellte ihm diese Frage (Joh. 18, 33 ff.): „Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, dass ich den Juden nicht überantwortet würde; nun aber ist mein Reich nicht von dieser Welt. Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.“ Ja, Jesus ist König, er ist im Besitz der unumschränkten Macht Gottes. Aber er hat sie in seinem irdischen Leben zurückgehalten, hat sie unter seinem Mensch-sein verhüllt und verborgen. Nur manchmal ließ er sie bei seinen Wundern kurz aufblitzen. Bei seiner Festnahme spricht Jesus zu Petrus, der ihn mit dem Schwert befreien wollte (Mt. 26, 53.54): „Meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, dass er mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schickte? Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?“ Nach dem er die Schrift erfüllt hat, unsere Erlösung durch seinen Kreuzestod vollbracht hat und auferstanden war, spricht Jesus (Mt. 28, 18): „Mir ist gegeben alle Gewalt (Macht) im Himmel und auf Erden.“
Der Knecht Gottes, der Gerechte
Von Jesaja hören wir auch vom kommenden „Knecht Gottes“ (hebr. „äbäd Jahwe“). Mit Knecht ist hier gemeint, in des HERRN Dienst zu stehen, ihm gehorsam zu sein und ihm zu vertrauen und umgekehrt auch Gottes Vertrauen zu haben. So sollte auch das Verhältnis Israels zu seinem Gott sein. In diesem Sinne spricht Gott (Jes. 41, 8): „Du aber Israel, mein Knecht“. Doch von Anbeginn war Israel in nur recht unvollkommener Weise Knecht Gottes. Immer wieder diente Israel auch anderen Göttern, war Gott untreu und ungehorsam und hatte wenig Vertrauen zu ihm. Für diese Untreue und den Ungehorsam strafte Gott das Volk, aber dennoch hielt er treu an seinem Bund mit Israel fest. Nun sollte Jesaja das Kommen eines vollkommenen „Knecht Gottes“ ankündigen. Jesaja aber klagte, „wer glaubt dem, was verkündigt wurde“. Der kommende vollkommene Knecht Gottes wird den unvollkommenen Knecht Israel erlösen. Doch auch an dem vollkommenen Knecht Gottes wird sich Israel wieder versündigen, wird ihn verachten, martern und töten. Das aber machte Gott zu seinem Erlösungswerk.
Jesaja prophezeit, auf welche Weise die Erlösung geschehen wird. Wie ein Erlöser nach dem Gesetz des Mose seinen Bruder von Schulden freikauft (3. Mose 25, 25 ff.), so wird der Erlöser Gottes sein Volk und auch die Heiden freikaufen. Der vollkommene Knecht Gottes nimmt all ihre Schuld auf sich, kauft sie frei und bezahlt mit seinem Leben. Stellvertretend hält er alle Gebote, erfüllt das Gesetz und erwirbt die Gerechtigkeit, die Israel haben sollte (5. Mose 6, 25). Er ist der Gerechte Gottes, der Vielen Gerechtigkeit schafft (Jes. 53, 11).
Gott spricht von dem Kommenden (Jes. 42, 1ff.; 49,6ff.; 52, 13 ff.): „Siehe, das ist mein Knecht - ich halte ihn – und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat.“ Und spricht zu ihm: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil (Hilfe, Rettung) bis an die Enden der Erde.“ „Siehe, meinem Knecht wird's gelingen...“.
Prophetisch beschreibt Jesaja in Kapitel 53 das Geschehen. Der Knecht Gottes hat als unser Erlöser unsere Schuld auf sich genommen. Er trug die Krankheit unserer Sünde und lud auf sich unsere Schmerzen, die Folge unserer Sünde. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten mit Gott, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Er hat sein Leben für uns zum Schuldopfer gegeben, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Für die Sünden der Vielen hat er sein Leben in den Tod gegeben.
Er hatte keine Gestalt und Hoheit, die uns gefallen hätte, darum haben wir ihn für nichts geachtet. Aber Gott spricht: „Durch seine Erkenntnis wird er, mein Knecht, der Gerechte, den Vielen Gerechtigkeit schaffen; denn er trägt ihre Sünden.“
Jesus, der Erlöser ist König und leidender Knecht Gottes
Jesus ist der gekommene Erlöser. Er ist der von Gott gesalbte König, der Messias und zugleich der Gerechte, der leidende Gottesknecht. Im Gegensatz zur Verheißung des Messias war die Verheißung auf den kommenden Gerechten, den leidenden Gottesknecht weniger populär. Als Jesus gekommen war wollten die Juden nicht verstehen, dass er als der Messiaskönig und zugleich als der Gerechte und leidende Gottesknecht gekommen ist. Das erschien und erscheint bis heute Vielen zu widersprüchlich. Die Botschaft von Jesu Kreuz, sein Leiden und Sterben für uns, zur Vergebung unserer Sünden, das ist dem sündigen Menschen der Welt anstößig. Paulus schreibt (1. Kor. 1, 18): „Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist`s eine Gotteskraft.“ Von Jesu Gottessohnschaft und seinem König-sein, seinem Christus-sein, war damals wie heute mit den Augen nichts zu sehen, denn sein Reich, sein Königtum, ist nicht von dieser Welt. Jesu göttliche Macht und Herrlichkeit kann nur im Glauben erkannt werden, wie er spricht (Joh. 20, 29): „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“
Luther fasst den Glauben an Jesus in seinem Kleinen Katechismus als Erklärung zum zweiten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses wie folgt zusammen:
„Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren
und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein HERR,
der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels;
nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; auf dass ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit.
Das ist gewisslich wahr.
Gottes Name in den Bibelübersetzungen
Der Gottesname JHWH = „Jahwe“ steht ca. 7000 mal im hebräischen Alten Testament. (Das „ruhende nicht gesprochene H“ am Namensende fällt beim Transkribieren weg) In fast allen deutschen Bibelübersetzungen steht aber an Stelle von „Jahwe“ das Wort „HERR“ im Sinne von „höchster Herrscher und Gebieter“. Vorbild dafür war die jüdische schon vorchristliche Übersetzung des Alten Testaments in die Weltsprache Griechisch (genannt „Septuaginta“, abgekürzt „LXX“ = Übersetzung von 70 Gelehrten). Darin ist der Gottesname Jahwe auch schon interpretierend wiedergegeben mit KYRIOS = HERR. Diese Übersetzung, die für die vielen im Ausland lebenden griechischsprachigen Juden vorgenommen worden war, zitierten dann auch Jesus, die Apostel und Evangelisten. Die griechische „Septuaginta“ war das Alte Testament für die heidenchristlichen Gemeinden. Aber auch in Judäa wurde von den Juden bei Lesungen der hebräischen Texte und bei Gebeten der Name Jahwe aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen, sondern man las und sprach „Adonaj“ = „mein HERR“, mitunter auch „HaSchem“ = der Name. So verfährt das Judentum bis heute.
Bei der Diskussion um den Gottesnamen ist bedeutungsvoll
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Schon in der jüdisch autorisierten vorchristlichen Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische (Septuaginta) ist anstelle von JHWH gesetzt KYRIOS = HERR. Die „Septuaginta“ war auch die Heilige Schrift der Apostel und ersten Gemeinden.
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Im gesamten griechisch verfassten Neuen Testament steht nicht einmal der Gottesname Jahwe! Das ist kein Zufall, sondern gottgewollt, durch den Heiligen Geist gleichsam geheiligt.
Es ist daher angemessen, den Gottesnamen JHWH auch im Deutschen mit „HERR“ wiederzugeben. „Jahwe“ ist der Gottesname des Alten Bundes / Testaments für Israel. Jesus ist der Erlöser-Name des Neuen Bundes / Testaments für die Christus-Gläubigen aus allen Völkern.
Jahwe oder Jehova?
Die hebräischen Texte des Alten Testaments sind alle ohne Vokale (a,e,i,o,u) geschrieben. Welche Vokale zu dem jeweils geschriebenen Wort gehören wußte natürlich der hebräische Leser und beim Vorlesen sprach er sie selbstverständlich mit. Aber aus Ehrfurcht sprach man den Gottesnamen JHWH nicht aus. Nur der Hohepriester durfte ihn am Feiertag Jom Kippur im Tempel vor der Bundeslade im Gebet für das Volk und regelmäßig beim Tempelsegen über das Volk den Namen Gottes aussprechen. Bei alttestamentlichen Lesungen, Gebeten und Predigten wurde JHWH ersetzt durch „Adonaj“. „Adon“ meint allgemein einen menschlichen „Herrscher - Herrn“. Sofern das Wort als Ersatz für JHWH verwendet wurde, hängte man ein „aj“ an, versteht es als „mein Herr“ und spricht „Adonaj“. Das Wort „Adonaj“ ist ausschließlich für JHWH, dem Gott Israels, vorbehalten.
Seit mehr als zweitausend Jahren wurde also der Gottesname JHWH von den Juden nicht mehr ausgesprochen, sondern insbesondere durch Adonaj umschrieben, ja ersetzt. Mitunter wird JHWH auch in andere Weise umschrieben, mit „der Name“ (Ha-schem) oder mit Gott (Elohim). Das hat dazu geführt, das heute keiner mehr absolut sicher weiß, wie er ursprünglich ausgesprochen wurde. Nach heutiger herrschenden Meinung wurde der Gottesname JaHWeH gesprochen. Das begründet sich mit der Ableitung von „hajah“ bzw. „hawah (siehe oben), aber auch aus außerbiblischen Texten. In den Papyrusfunden von Elephantine (Ägypten), die aus dem Ende der alttestamentlichen Zeit (4. Jh. v.Chr.) stammen, wird der Name Gottes JHW geschrieben, was auf die Aussprache Jahu hinweist. In den griechischen Texten der Funde von Qumran (2.–1. Jh. v.Chr.) wird der Name Gottes JAO geschrieben.– Die frühen christlichen Kirchenväter übertrugen ihn in der samaritischen Schreibweise Jaoue oder Jabe ins Griechische.
Vom Mittelalter bis in die Neuzeit meinte man allerdings, der Gottesname würde JeHoWaH ausgesprochen. Als im Mittelalter des 8.-10. Jahrhunderts jüdische Gelehrte („Masoreten“) die gesamte hebräische Heilige Schrift (Altes Testament) durch Punktzeichen mit Vokalen versahen, setzten sie bei JHWH die Vokale von dem ersatzweise zu sprechendem Adonaj ein. Es sollte den Vorleser erinnern, dass bei JHWH ersatzweise Adonaj zu sprechen sei. Dadurch kam es zu dem Missverständnis, der wahre Gottesname wäre JeHoWaH = Jehova. (Für das erste a von Adonaj ist ein e als abgeleiteter „Mittelvokal“ von a eingesetzt und das nicht zu sprechende „ruhende H“ am Wortende wird weggelassen). Unter Papst Leo X (1513 – 1523) hat die Römische Kirche erstmals diesen künstlichen Gottesnamen Jehova übernommen. Man dachte, die Juden hätten die Aussprache Jehova durchgehend bewahrt und tradiert. Auch evangelischerseits wurde dann der Kunstname Jehova benutzt. In alten evangelischen Kirchenlieder wird gesungen: „Dir, dir Jehova, will ich singen, denn wo ist ein Gott wie du?“ (B. Crasselius, 1667 – 1724).
Wenige vertreten auch noch heute die Auffassung, der Gottesname des Alten Testaments sei „Jehova“ zu sprechen. Auch andere als die „Zeugen Jehovas“ treten neuerdings dafür wieder ein. Einzuräumen ist, dass nicht mit absoluter Sicherheit die Aussprache geklärt werden kann, aber eine äußerst hohe Wahrscheinlichkeit spricht für „Jahwe“. Gesichert ist allerdings, dass nach Selbstaussage der Heiligen Schrift sich der Gottesname JHWH vom Verb „haja“ = „sein“ ableitet - in der ersten Person „Ich bin“ und in der dritten Person „Er ist“.* Von dem Verb „haja“ = „Sein“ wird der Inhalt und die Botschaft des Namens Gottes bestimmt.
*Den Israeliten sollte Mose den Gottesnamen in der dritten Person bekannt machen, hebr. jihjeh ascher jihjeh, also: „Jihjeh … hat mich zu euch gesandt.“ Das würde eigentlich zu den Konsonaten JHJH führen, aber nach alter Schreib- und Sprechweise tritt „ja“ anstelle von „ji“ und „weh“ anstelle von „jeh“ somit JHWH = Jahwe.
Jesus oder Joschua?
Manche evangelikalen Christen und messianische Juden meinen, statt dem gräzisierten Namen „Jesus“ den hebräischen Namen „Jehoschua“ oder davon die Kurzform „Joschua“ setzen zu sollen. Nun ist uns aber das gesamte Neue Testament von Gott in der damaligen Weltsprache griechisch und auch der Name des Sohnes in gräzisierter Form gegeben. Das bedeutet, das NT und Jesus ist für die Menschen der ganzen Welt gekommen und eben nicht nur für die Juden. Jesus ist der Heiland der ganzen Welt. Wie können wir dann eigenmächtig eine Rückübersetzung vornehmen wollen? Im Übrigen waren unter den Jüngern auch welche mit rein griechischem Namen wie Andreas, Philippus, oder hebräisch gräzisiertem Namen wie Johannes und Matthäus. Die Juden hatten ca. 300 Jahre unter griechischer Vorherrschaft gestanden und die griechische Sprache hatte als Weltsprache großen Einfluss genommen. Juden außerhalb Judäas hatten ihre Muttersprache zugunsten des Griechischen aufgegeben. In Jerusalem gab es griechischsprachige Synagogen.
Petrus spricht (Apg. 4, 12): „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.“ Und Paulus schreibt (Phil 2, 9): „Darum hat ihn Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr (Kyrios) ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“