Vom Papst werden Reformen verlangt

Vom Papst werden seit langem Kirchenreformen verlangt, Bestehen die Forderungen zu Recht?

Nun hat Luther schon vom damaligen Papst Reformen verlangt. Allerdings nur solche, die von der Bibel geboten, gefordert und zu verantworten waren. Und das kann auch nur heute der Maßstab sein.

  1. Die Forderung, den erst im 12. Jahrhundert eingeführten Zölibat für Priester abzuschaffen, besteht zu Recht, denn er ist nicht von Gott geboten. Zur Zeit des Alten Testaments waren die Priester verheiratet und im Neuen Testament hören wir von einer Schwiegermutter des Petrus und davon, dass ein Bischof der untadelige Mann einer Frau sein soll.

  2. Die Forderung, Frauen zu Priestern zu weihen / ordinieren steht jedoch im Gegensatz zum Neuen Testament. Jesus hat Frauen, in einer damals außergewöhnlichen Weise wertgeschätzt, hat aber keine zum Apostel berufen und die Apostel haben keine Frauen zu Bischöfen oder zu Gemeindeältesten (Presbyter) eingesetzt. Der Apostel Paulus beruft sich auf ein Gebot des Herrn und die Schöpfungsordnung, dass den Frauen das Predigen im Gottesdienst untersagt ist.

  3. Die Forderung, Geschiedene wieder zur Eucharisti / Abendmahl zuzulassen besteht zu Recht. Jesus hat gesagt, dass wer sich scheiden lässt, es sei denn wegen fortgesetzter sexueller Untreue, der bricht die Ehe, aber Jesus hat jedem, der seine Sünde bekannt hat, barmherzig vergeben und ihn an seinen Tisch geladen.

  4. Die Forderung, alle Christen zur röm.-kath. Eucharistie einzuladen ist von daher problematisch, dass die christlichen Konfessionen recht unterschiedliches glauben, was in und mit dem Abendmahl sich ereignet. Evangelisch-Reformierte glauben nicht, dass mit dem Brot der wahre Leib und mit dem Wein das wahre Blut Jesu Christi zur  Vergebung der Sünden ausgeteilt, gegessen und getrunken wird. Lutheraner glauben, dass mit, in und unter Brot und Wein der wahre Leib und das wahre Blut Christi zur Vergebung der Sünden ausgeteilt, gegessen und getrunken wird. Sie vermissen aber bei der röm. Eucharistie die Gabe des Kelches und lehnen vehemment das Dogma ab, dass der Priester und die Kirche mit der Eucharistie Gott ein Opfer bringen würden. Wer von einer Kirche das Abendmahl empfängt, bekennt sich damit  automatisch zur deren Abendmahlslehre wie auch zu allen anderen Lehren dieser Kirche. Eintritt in die Abendmahlsgemeinschaft begründet Kirchengemeinschaft - Kirchenmitgliedschaft.  

  5. Die Forderung, praktizierte Homosexualität nicht mehr als Sünde zu bezeichnen, sondern sie als alternative gleichwertige Sexualität und Lebensform zu akzeptieren, widerspricht der Setzung der Schöpfung und steht eindeutig gegen Gebote und Worte des Alten und Neuen Testaments. Ebenso verhält es sich mit der Forderung, gelebte Sexualität außerhalb einer Ehe zu billigen.

  6. Die Forderung, theologische Fragen an der Basis der Gemeinden nach dem Mehrheitsprinzip entscheiden zu wollen, ist der Versuch, Regeln der politischen Demokratie auf die Kirche zu übertragen. In der Kirche ist jedoch Jesus Christus König und Herr und deshalb ist nicht nach den jeweiligen Ansichten der Mehrheit, sondern allein nach seinem Wort zu entscheiden und zu handeln. Dies sollte allerdings nicht allein vom Papst und dem Establishment des Vatikans geschehen, sondern einmütig in Kollegialität der Bischöfe und glaubenserfahrener Gemeindevertreter (Synodalprinzip).

  7. Die Forderung, die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen auch als "Kirche Jesu Christi" anzuerkennen und nicht nur als kirchliche "Gemeinschaften", ist berechtigt.  Denn auch für sie ist die Bibel die Glaubensgrundlage, sie bekennen die drei altkirchlichen Glaubensbekenntnisse, predigen das Evangelium von Jesus Christus, taufen und reichen das Abendmahl. Allerdings wirkt für eine Anerkennung erschwerend, dass in den Kirchen der Reformation weithin ein ausufernder theologischer Pluralismus und eine laxere Ethik vertreten und geduldet wird und häufig Soziologie, Psychologie und politische Aktivität überbetont werden.

Die Vermischung von biblisch begründeten und berechtigen Reformforderungen mit schriftwidrigen führt wohl auch zur Verhärtung des Vatikans. Man scheint die Befürchtung zu haben, dass bei einem Nachgeben in einer dieser Positionen nach dem Dominoeffekt auch die weiteren fallen würden, was zu einer Zerreißprobe in der röm. Weltkirche führen würde.     

 

Detlef Löhde     

 

Forderungen an Papst.pdf
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