Was sagt uns die Bibel über den Menschen?
- Vom „christlichen Menschenbild“ -
Der Mensch ist nicht nur das zufällig „höchst entwickelte Säugetier“. Zum Glaubenskurs "Immanuel"
Gott schuf den Menschen in besonderer Weise
Der dreieinige Gott sprach (1. Mose 1, 26.27; 2, 7): „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei... Und Gott schuf den Menschen, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen“.
Gott hat den Menschen geschaffen und dabei in einmaliger Weise sozusagen „selbst Hand angelegt“ und ihm dann mit seinem Geist das Leben und eine Gottesähnlichkeit eingeblasen. Das ist die besondere einmalige Hinwendung und Beziehung Gottes zu den Menschen. Das adelt den Menschen. Der Mensch ist eben nicht nur das zufällig „höchst entwickelte Säugetier“. Tiere haben nicht solche besondere Beziehung zu Gott. Sie wurden nicht in der besonderen Weise wie der Mensch geschaffen, sondern Gott sprach nur (1. Mose 1, 24): „Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art“.
Gott hat den Menschen als sein Ebenbild geschaffen
Der Mensch ist von seinem Wesen her auf eine Beziehung zu Gott hin angelegt! Als „Ebenbild“, wörtlich als eine „Abschattung“, als ein Schattenbild, das etwas von Gott zeigt, das Gott ähnlich ist. Je mehr sich der Mensch aber von Gott durch Ungehorsam und Sünde entfernt, um so mehr verzerrt sich seine Ebenbildlichkeit. Dass der Mensch ein Ebenbild Gottes ist, das ist seine Würde, seine „Menschenwürde“! Wer sich an einem Menschen vergreift, der vergreift sich an Gottes Ebenbild und damit indirekt an Gott!
Die Eigenschaften und Fähigkeiten des Menschen
Der Mensch ist Person mit einem „Ich-Bewusstsein“, mit Denk- und Reflektionsfähigkeit und Wissen um seine Sterblichkeit. Eigenschaften über die ein Tier nicht verfügt. Er ist auch keine Marionette Gottes. Im Paradies hatte er einen völlig freien Willen, sich für oder gegen Gott zu entscheiden. Als Ebenbild soll der Mensch Gottes Wesenseigenschaften widerspiegeln: Liebe, Treue, Gerechtigkeit, Geduld, Güte, Gemeinschaft. Die engste Gemeinschaft der Menschen untereinander ist die Ehe von Mann und Frau („Zweisamkeit“). Durch die Ehe werden sie zu einem Fleisch. Gott vergleicht seine Beziehung zu seinem Volk Israel mit einer Ehe und Jesus vergleicht sich mit dem Bräutigam seines geistlichen Volkes der Gemeinde. Gott will von Anbeginn, dass der Mensch in Gemeinschaft mit ihm lebt, er lässt ihm aber auch die Freiheit, sich von ihm abzuwenden.
Aufgabe und Bestimmung des Menschen
Und Gott segnete die Menschen und sprach zu ihnen (1. Mose 1, 28): „Seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte“ (1. Mose 2, 15). So ist der Mensch als Herr über Gottes Schöpfung gesetzt, ja, zu seinem Stellvertreter auf Erden. In Gottes Auftrag soll er sie kultivieren und bewahren. Im begrenzten Umfang kann er selbst Neues „schöpfen“ und entfalten. Mit dem allen trägt der Mensch Verantwortung vor Gott und ist ihm Rechenschaft schuldig.
Ist der Mensch gut oder schlecht und böse?
Am Anfang konnte der Mensch mit freiem Willen über sein Verhalten gegenüber Gott und seinem Tun in der Welt entscheiden. Mit dem Sündenfall (1. Mose 3) entschied der Mensch sich aber gegen Gott und wurde zur Strafe sterblich. In allen weltlichen Dingen hat er jetzt zwar auch noch Entscheidungs- und Handlungsfreiheit, aber in geistlichen Dingen des Glaubens, in seiner Beziehung zu Gott, ist er allein auf Gottes Zuwendung, Gnade und Erlösung angewiesen. Die guten Wesenseigenschaften des Menschen sind alle „gebrochen“ - verdorben. In ihm hat sich ein Hang zur Sünde festgesetzt („Ursünde“, „Erbsünde“). - Der Mensch, von Gott als gut geschaffen, aber aus seinem freien Willen sich gegen Gottes Gebot und gegen Gott selbst gewandt (Sündenfall) und so im Herzen grundlegend schlecht und böse geworden. Diesen bösen Wesenszug, diese Veranlagung, trägt jeder Mensch, ja, auch noch ein Christ, in sich. Diese Wahrheit und Wirklichkeit einzugestehen fällt den Menschen schwer, aber wer sein sündiges Wesen und seine einzelnen Sünden bekennt, dem vergibt und den erlöst der Herr Christus.
Kann der Mensch wieder gut werden?
Das Gewissen ist dem Menschen geblieben, obwohl auch dieses „gebrochen“ ist. Es ist nicht mehr absolut an Gottes Willen orientiert und kann willentlich „verbogen“ und für Gott unempfindsam werden. Es bleibt aber noch stückweise ein kritischer Spiegel unseres Verhaltens, Ratgeber, Kompass und Rufer zur Buße, zur Umkehr und Hinkehr zu Gott1. Zu unserem Gewissen will Gottes Geist mahnend und aber auch einladend und lockend sprechen. Darauf sollen wir hören!
Als Ebenbild Gottes ahnt der Mensch mit seinem Gewissen noch etwas vom guten Gott und von Gut und Böse. Er ahnt um seine Verantwortung, und dass er einmal Gott wird Rechenschaft geben müssen. Er hat Sehnsucht nach einer „heilen Welt“, nach dem Paradies und hat eine vage Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Das alles erfüllt, verheißt und schenkt Jesus Christus durch sein Kreuzesopfer zur Vergebung unserer Sünden und zur Auferstehung ins ewige Leben. Das sollen wir hören und ihm glauben. Christ-sein heißt, unter der Vergebung und Verheißung Jesu Christi zu leben. Er ist auch der „neue Adam“, der neue Mensch und zugleich das wahre Bild Gottes. Durch seine Erlösung gewinnen wir die verlorene volle Ebenbildlichkeit wieder zurück - jetzt und hier stückweise, vollkommen dann in der Ewigkeit.2
Vom christlichen Menschenbild und anderen Menschenbildern
Wir sollen uns und unsere Mitmenschen so sehen, wie uns Gott sieht, wie es uns Gott mit seinem Wort mitgeteilt hat. Wir sollen uns kein eigenes Menschenbild nach unseren Wünschen machen, sonst betrügen wir uns selbst. Der Mensch ist unter zwei Aspekten zu sehen, wie er von Gott gut geschaffen und gewollt war und wie er nach dem Sündenfall geworden ist. Weil die Ursünde in jedem Menschen ist und bleibt, deshalb bedurfte es der 10 Gebote und auch einer äußeren Ordnung in der Welt. Sie sollen ein Zaun sein, der die Menschen vor einander und vor sich selbst schützt. Deshalb ist auch der Staat als eine Ordnungsmacht gesetzt, dessen Aufgabe es ist, das äußerlich Böse zu strafen, für äußere Gerechtigkeit zu sorgen und den Einzelnen zu schützen1.
Humanisten, Philosophen und Ideologen aber machen sich ein Menschenbild, wie sie es gern hätten bzw. wie es ihrem Weltbild entspricht. Sie haben die Illusion, sie könnten den Menschen grundlegend ändern und umerziehen, könnten mit Vernunft und gutem Willen ihn zu einem neuen „guten Menschen“ bzw. zu einem „Menschen nach ihren Wünschen“ machen. Wenn das gelingt, dann käme man zu einer völlig neuen Gesellschaftsordnung, zu nahezu paradiesische Zuständen nach ihren Wünschen.
Erkennen Humanisten und Philosophen, dass sich ihre Sicht und Erwartungen an den Menschen nicht so erfüllen, dann argumentieren, belehren und appellieren sie unverdrossen weiter oder sie resignieren.
Stellen sich aber Ideologen Widerstände entgegen oder treten aus ihrer Sicht keine bzw. zu langsame Fortschritte ein, dann entdecken sie dafür verantwortliche feindliche Gruppen, wie Ewig-Gestrige, Klassenfeinde, Volksfeinde und Verschwörer im In- und Ausland. Die müssen dann rücksichtslos bekämpft und unschädlich gemacht werden. Denen werden als Feinde alle Rechte abgesprochen. Das Durchsetzen der Interessen der neuen Gesellschaft, des Kollektivs, der Klasse, der Volksgemeinschaft geht ihnen vor. Die Rechte und Interessen des Einzelnen haben sich dem absolut unterzuordnen. Ja, sie haben sich in den Dienst der „neuen Sache“ zu stellen. Das Kollektiv, die zukünftige neue Ordnung ist alles, ist der „Gott“ der Ideologen, der Einzelne ist nichts. Er hat nur einen Wert solange er für die Gemeinschaft nützlich ist. Die französische, russische, chinesische und kambodschanische wie auch die iranisch-islamische Revolutionen und die faschistischen Regime sind abschreckende Beispiele. Auf dem Weg zum „irdischen Paradies“ geht es in die „irdische Hölle“. Die Ideologen würden sagen, notwendiger Weise müssen wir erst mal durch die Hölle, aber danach steht die neue Ordnung und Zeit.
Ebenfalls ideologisch menschenverachtend ist die sozial-darwinistische Sicht, dass nur der Stärkere und Angepasstere sich selbst und die Gemeinschaft erhalte und nur solcher ein Recht in der Gemeinschaft habe. Der Schwächere müsse dem Stärkeren weichen, Mitleid und Nächstenliebe seien fehl am Platz, sie hemmten den Fortschritt.
Nicht weit entfernt davon ist das praktische materialistische Denken, dass den Menschen danach bewertet, ob und wie weit er finanzielle Vorteile und Gewinne bringt („Humankapital“). Wer Kosten und Verluste verursacht, der ist im wörtlichen Sinne minderwertig und wird bestenfalls noch geduldet. Der Mensch wird nach seinem wirtschaftlichen Wert und Nutzen beurteilt.
All diese verachtenden Menschenbilder widersprechen in extremer Weise dem Bild des Menschen, das uns Gott vermittelt. Vor Gott gibt es keine Unterschiede im Wert und der Würde des Menschen. Gott bewertet den Menschen nicht nach seiner Nützlichkeit und auch nicht nur als ein nebensächliches unbedeutendes Glied einer Gemeinschaft. Gott sieht und handelt zwar auch an der Gesamtheit eines Volkes und einer Gemeinschaft, aber zugleich auch immer an dem einzelnen Menschen. Der einzelne Mensch steht mit dem Neuen Testament im besonderen Blickpunkt Jesu. Jesus wendet sich mit seinem Wort, mit seinem Evangelium, vor allem und zuerst an den Einzelnen. Jeder einzelne Mensch wird von Gott wahrgenommen, angesprochen und geliebt und Gott wartet auf seine ganz persönliche Antwort.
Dann treten auch immer wieder religiöse und politische Schwärmer auf (Anarchisten, Autonome), die alle Ordnungen auflösen wollen: Alle übergeordnete Autoritäten, Gesetze, Militär, Polizei, Gerichte, die verbindlich geschlossene Ehe von Mann und Frau, das persönliche Eigentum, Geld, regelmäßige Arbeit und Pflichten in Ehe, Familie, in Staat und Kirche. Sie wollen alle Unterschiede der Menschen in ihren Rechten und Pflichten, in ihren Aufgaben und ihrer Verantwortung in der Welt, einebnen. Man jagt der Illusion von absoluter Gleichheit, Freiheit und Autonomie nach. Doch aus der Würde des Menschen und seiner Gleichheit vor Gott kann keine absolute Gleichheit der Menschen in ihren weltlichen Aufgaben, Pflichten und Verantwortungen hergeleitet und beansprucht werden. Würde man das Genannte, die verachteten Strukturen, alle aufheben, dann endete es im Chaos und Faustrecht. Die Zustände in Bürgerkriegen und Revolutionen, in denen alle Ordnungen und Verantwortlichkeiten vorübergehend zerfallen sind, zeigen das sehr deutlich. In der in Sünde gefallenen Welt bedarf es zum Schutze des Einzelnen und der Gemeinschaft Ordnungen und Autoritäten. Allerdings werden diese Aufgaben auch von Menschen wahrgenommen, die wie jeder Mensch, auch der Sünde verhaftet sind.
In unseren gegenwärtigen westlichen Gesellschaften gibt es auch politische Strömungen, die die Menschen zu „neuen Werten“, zu „neuen Menschen“ für eine „neue Gesellschaft“ erziehen wollen. Man zielt auf eine „Transformation der Gesellschaft“, auf eine Gesellschaft, die sich nicht mehr der christlichen Botschaft und biblischen Ethik verpflichtet. Statt dessen soll sie sich auf eine selbst gegebene zeitbezogen wandelbare libertäre Humanität gründen. „Unbelehrbare“ und „Gestrige“ versucht man medial und gesellschaftlich auszugrenzen. Davon sind besonders Christen und christliche Gruppen betroffen, die sich weiterhin eng an Gottes Wort orientieren. Denn das steht dem neuen Gesellschaftsentwurf zunehmend im Wege.
Die Kritik an den Versuchen, einen „neuen Menschen“ und eine „neue Gesellschaft“ zu formen bezieht sich vor allem auf die damit einhergehende Entfernung von Gottes Geboten und steht nicht generell gegen Veränderungen. Dass negative Erscheinungen in der Gesellschaft nicht fatalistisch hinzunehmen sind, steht außer Frage. Natürlich soll man aus christlicher Verantwortung und Liebe appellieren und versuchen darauf einzuwirken, dass sich jeder gegenüber seinen Mitmenschen gerecht, verantwortungsvoll, verständnisvoll, ja, liebevoll verhält. Die Nächstenliebe ist das Gebot Christi und jeder Einzelne soll dem nacheifern. Nur darf man sich dabei nicht der Illusion hingeben, dass man sich selbst und andere ganz grundlegend zu einem anderen Menschentyp verändern könnte. Man muss biblisch nüchtern und realistisch bleiben. Man kann und soll versuchen, die Sünde im Privaten und im Staat einzudämmen und das Gute zu fördern. Aber man kann sich und andere nicht grundlegend von der Ur-Sünde befreien, kann nicht alle Bosheit und Sünde aus der Welt schaffen. Dazu wird Christus wiederkommen und bis dahin vergibt er uns unsere Sünden und verleiht uns Willen und Kraft gegen sie anzukämpfen und sein Evangelium anderen weiterzusagen.
Detlef Löhde
1 Röm. 2, 14.15
2 1. Kor. 15, 45; 2. Kor. 4, 4; 2. Kor. 5, 17
3 1. Kor. 15, 45; 2. Kor. 4, 4; 2. Kor. 5, 17