Zwischen Tod und Auferstehung
Nach dem Tod warten wir auf die Auferstehung aller Toten zum Jüngsten Gericht. Was ist aber in der Zeit von unserem persönlichen Todestag bis zum Jüngsten Tag? Da sagen Manche, die Zeit des Todes wird wie ein kurzer Schlaf sein. Andere sagen, bei Gott gibt es die Zeit unserer Welt nicht, Gott ist der Schöpfer auch der Zeit, er steht über der Zeit und deshalb fällt der persönliche Todestag mit dem Jüngsten Tag zusammen.
Zur Frage der "Zwischenzeit" können wir etwas aus Jesu Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus, Lk. 16, 19-31, erfahren. Unmittelbar nach dem Tod kommt der unbarmherzige reiche Mann an den Ort der Gottesferne und Qual. Lazarus aber wurde von den Engeln in „Abrahams Schoß“ getragen. Nun könnte man einwenden, das wäre eben eine bildhafte Rede Jesu vom Urteil des Jüngsten Gerichts. Doch dafür gibt es kaum einen Anhalt, zumal Jesus später sehr nachdrücklich immer wieder vom kommenden Weltgericht spricht. Deshalb meine ich, Jesus redet hier von dem, was der Mensch zunächst unmittelbar nach seinem Tod erfährt. Das ist noch nicht das End-Gericht, aber für den reichen Mann und den armen Lazarus schon ein „Vorgeschmack“ auf das kommende Jüngste Gericht.
Was soll es uns sagen, dass Lazarus in „Abrahams Schoß“ geholt wurde? Anstelle von „Abrahams Schoß“ kann man den Sinn auch übersetzen „nahe und eng an Abrahams Seite, Brust und Herzen“. Bei den Juden war es gängige Rede für einen seligen Tod des Gerechten, dass er zu den Vätern versammelt wird (4. Mose 20, 26; 27, 13). Dort würde er Ruhe und Geborgenheit haben. Abraham war der Stammvater des Volkes Gottes. Abraham hatte Gottes Verheißung, dass aus seinem Nachkommen (= Christus) Segen für alle Völker kommen werde. Und Abraham ist zum Vorbild des Glaubens geworden. Das heißt, Lazarus ist nach seinem Tod bei Abraham in Ruhe und Geborgenheit unter der Segensverheißung Gottes.
In wie weit kann das auch für uns heute gelten? Die Verheißungen Gottes an Abraham haben sich mit dem Kommen, dem Kreuzestod und der Auferstehung Jesu weitgehend erfüllt, nur die Vollendung steht noch aus. Für uns ist nach dem Tod nicht mehr der zeitlich vorlaufende Abraham mit seinen Verheißungen der Ort der Ruhe und Geborgenheit, sondern der auferstandene Jesus Christus mit seiner Erfüllung aller Verheißungen. Nach unserem Tod holt er uns zu sich und bei ihm warten wir auf den Jüngsten Tag und die Auferstehung der Toten.
Wer im Glauben
stirbt geht ein in die Geborgenheit und Ruhe seines Herrn Christus.
In diesem Sinne schreibt der Apostel Paulus, 2. Kor. 5, 8: „Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn.“
und Phil. 1, 23: „Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre.“
Martin Luther schreibt: „Das hat der liebe Abraham alles geglaubt und durch den Glauben ist er, wie St.Paulus spricht (Röm. 4, 3), mit allen Gläubigen gerecht und selig worden. Darum heißt auch das selige Wort Abrahams Schoß, wie Lukas 16, 22 geschrieben. Jetzt heißt es Christi Schoß, denn er ist kommen und hat alles erfüllt, wie es Abraham verheißen und zugesagt ist.“
Der Apostel Paulus schreibt, Röm. 8, 38: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“.
Detlef Löhde