Verhältnis des christlichen Glaubens zum Judentum

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Das Verhältnis des christlichen Glaubens zum Judentum war von Anfang an ambivalent. Der Apostel Paulus schreibt, insbesondere im Römerbrief, mehrfach von den zwei Perspektiven.

Jesus wurde als Jude geboren, hat die Schriften des Mose und der Propheten Israels als Gottes Wort geachtet und nach dem Gesetz des Mose gelebt. Zugleich aber hat Jesus das Verständnis und die Auslegung dieser Schriften und Gesetze durch die theologischen jüdischen Lehrer, die Pharisäer und Schriftgelehrten, hart kritisiert, ja das Gericht über sie und Jerusalem angekündigt. Schließlich sagte er ihnen, dass er der von den Propheten verheißene Messias, der Sohn Davids und der Sohn Gottes ist. Mit all dem zog sich Jesus die Todfeindschaft der jüdischen Führung zu, so dass man ihn unter Zustimmung des Volkes durch die Römer kreuzigen ließ. Die Apostel und Jünger Jesu stießen sie aus der Synagoge aus, was die Preisgabe zur Verdammnis sein sollte. Und die erste Jerusalemer Gemeinde Jesu, deren Glieder alle geborene Juden waren, verfolgten sie.

 

Bei der Frage nach dem Verhältnis der Gemeinde Jesu zur Führung und Mehrheit der Judenschaft handelte es sich zunächst also um eine theologische innerjüdische Auseinandersetzung. Deshalb ist die häufige Behauptung verfehlt, dass das Neue Testament antijüdische Tendenzen und Momente enthalte. Es ist doch von Juden, allerdings von Jesus-gläubigen, geschrieben worden! Was heute mitunter als antijüdische Tendenzen bezeichnet wird, sind die Worte Jesu und seiner Apostel gegen die jüdische Theologie und die Führung der Pharisäer, Schriftgelehrten und Priester. Aber nicht sie, sondern Jesus, seine Jünger und Gemeinde, verkörpern das Judentum der Verheißung. Das Jude-sein erfüllt und vollendet sich in Jesus Christus und in denen, die ihm nachfolgen.

 

Der Apostel Paulus schreibt (Röm. 2, 28.29):

„Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, sondern der ist ein Jude, der es inwendig verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht.“ - durch den Glauben an Jesus Christus und seine Taufe auf den Vater, den Sohn und den heiligen Geist.

Und von den später zum Glauben und durch die Taufe zu Jesus Christus gekommenen Menschen aus den Heidenvölkern schreibt Paulus (Gal. 3, 29):

„Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben.“ - Durch Jesus Christus sind sie Erben aller Verheißungen geworden, die Gott dem Abraham und seinem Volk Israel gegeben hat - Erben des ewigen Lebens in Gottes Herrlichkeit.

 

Entsprechend der neutestamentlichen Vorgeschichte ist auch das spätere theologische Verhältnis der Kirche zum Judentum ambivalent:

Auf der einen Seite steht, dass

  • Gott den Abraham und das Volk Israel auserwählt hat, um sich ihm zu offenbaren und ihm Verheißungen des Heils zu geben, das auf alle Völker ausstrahlen wird; wie Jesus später von sich spricht, "das Heil kommt von den Juden";

     

  • Jesus Christus, der Heiland und Retter aller Menschen, als Jude geboren wurde und sündlos und gottgefällig nach dem Gesetz des Mose gelebt, ja, es vollkommen erfüllt hat;

     

  • die Apostel und die erste Gemeinde Jesu gebürtige Juden waren;

     

  • die Juden die Schriften von der Offenbarung Gottes ehrfürchtig und treu überliefert haben und wir durch sie das Alte Testament als Gottes Wort haben;

     

  • wir durch Jesus Christus zum geistlichen wahren Israel gehören;

     

  • Gott das fleischliche Volk der Juden als Zeugen seiner Offenbarung durch die Geschichte hindurch erhalten hat und sich die Juden auch wieder im heutigen Staat Israel sammeln durften.

 

Dieses Handeln Gottes an, mit und durch Israel zum Heil aller Völker nötigt uns Ehrfurcht und Dankbarkeit ab. - Israel, das irdische Gefäß der Erlösung und Liebe Gottes.

 

Auf der anderen Seite steht, dass die Führung der Juden

  • Todfeinde Jesu und seiner ersten Gemeinde war;

     

  • ihre von Jesus kritisierte Theologie der kleinlichen Gesetzeskasuistik, Selbstrechtfertigung und Heilssicherheit aufgrund ihrer Abstammung noch weiter ausgebaut haben und praktizieren;

     

  • das Evangelium von Jesus Christus ablehnen und Jesus, besonders im Talmud, bösartig beschimpfen und verleumden;

     

  • anderen Juden, die sich zu Jesus Christus bekennen und sich haben taufen lassen, ihre Volkszugehörigkeit und damit das Heil absprechen wollen.

 

Ihnen gilt das Wort Jesu an die bösen Weingärtner (Mt. 21, 43): "Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt" - nämlich dem geistlichen Volk des neuen Bundes (Hebr. 8, 10-13; Tit. 2, 14; 1.Petr. 2, 9-10).

 

Ein unter Christen weit verbreitetes Missverständnis besteht darin, dass sie das Judentum mit Gottes Botschaft des Alten Testaments gleichsetzen. Doch das Judentum gründet sich

  • in dem von Jesus kritisierten falschen Verständnis des Alten Testaments und seiner Gebote

    und

  • in dem Nichterkennen der Prophetien auf Jesus Christus und der Erfüllung des Alten Testaments

    und

  • in den verfälschenden Menschensatzungen zum Alten Testament, wie sie dann mit dem Talmud autorisiert und dogmatisiert wurden.

 

Aufgrund der furchtbaren rassistischen Judenvernichtung und -verfolgung in Deutschland von 1933-45 sind äußerste Vorbehalte und Hemmungen entstanden, die theologische Ambivalenz noch aufzuzeigen. Man will nicht in den Verdacht des Antisemitismus geraten oder ihn vielleicht ungewollt bedienen. Im Interesse des christlich-jüdischen Dialoges blendet man die Ambivalenz aus, bis dahin, dass die Kirchen auf eine Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi an Juden verzichten.

 

Siehe auch: Bedeutung des Staates Israel für den Glauben eines Christen

 

 1.

http://www.zeitzeichen.net/religion-kirche/luther-und-die-juden/  

 

2. Martin Luthers problematischen Äußerungen über die Juden

 

Verhältnis des christl. Glaubens zum Jud
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Prof. Dorothea Wendebourg, Berlin, Humboldt-Universität
Luthers Äußerungen und Stellung zu den Juden
Martin Luther und die Juden Wendebourg.p
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