Die Verkündigung des Apostel Paulus

Paulus schreibt keine Nacherzählung der Geschichten von Jesus, vergleichbar den Evangelien. Paulus konnte und wollte zu den Begebenheiten aus Jesu irdischem Leben nichts beisteuern, weil er selbst nicht dabei war. Der irdische Lebens- und Leidensweg Jesu und viele seiner Worte waren den Jüngergemeinden bekannt und wurden von ihnen auch weitergegeben. Paulus hatte es ja auch von ihnen erfahren. Etliches davon schon vor seiner Bekehrung, was aber in seiner Blindheit und falschen Selbstgewissheit seine Ablehnung, Feindschaft und Verfolgung hervorgerufen hatte. Als ihm dann der auferstandene Jesus begegnet war, sah er all das bisher Gehörte und auch sein bisheriges theologisches Wissen völlig neu im Lichte Jesu.

 

Paulus macht im Lichte des Evangeliums Christi viele abstrakte Ausführungen mit herangezogenen Vergleichen aus seiner städtischen Lebenswirklichkeit und mit Rückgriffen auf das Alte Testaments. Unter dem Vorzeichen Christi bringt er seine als Pharisäer erworbene Schriftgelehrsamkeit, sein theologisches Denken und Argumentieren wie auch seine Kenntnis der hellenistischen Welt in seiner Verkündigung zur Geltung.

 

Paulus weist auf die für unseren Glauben und unser Leben tiefgehende Bedeutung von Kreuz und Auferstehung Jesu. Das tut er nicht lediglich als persönlich eigenwillige Auslegung und Kommentierung, sondern als berufener Apostel in Jesu Vollmacht und kraft des Heiligen Geistes.

 

Paulus konzentrierte sich auf die Eckpunkte des Geschehens und der Botschaft Jesu, die er vom Herrn und seiner Gemeinde empfangen hatte und nun selbst weitergab (1.Kor. 15, 3 ff.): „Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen...“

 

Dazu erklärt und vertieft er das Geschehene theologisch. Er erläutert und schreibt, was Kreuz und Auferstehung Jesu für uns bedeuten. Er schreibt von Jesus als dem Christus und von seiner ewiger Gottessohnschaft.

 

Paulus verkündigt das pure Evangelium, die Gnade, Vergebung und Erlösung allein durch Jesus Christus ohne eine zusätzliche menschliche Leistung nach dem Gesetz. Er schreibt (Röm. 10, 4): „Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.“ - Christus ist das Ende durch Gesetzeserfüllung selbst gerecht werden zu wollen und zu müssen. Er schenkt uns seine Gerechtigkeit. Christus ist zugleich auch das Ende der gerechten Strafe und Fluches des Gesetzes, denn er hat sie stellvertretend für uns erlitten.

 

Doch immer wieder waren Judenchristen aufgetreten, die von den Heidenchristen neben dem Glauben an Jesus Christus noch eine Leistung nach dem mosaischen Gesetz forderten, wie die Beschneidung, das Einhalten von Speise- und Reinheitsgebote und von bestimmten Sabbaten.

 

Paulus nimmt scharf dagegen Stellung, denn:

  • Das mosaische Gesetz ist nur dem Volk Israel als Zuchtmeister (Pädagoge) und als Verheißung für die Zeit bis zum Kommen des Messias gegeben (Gal. 3, 24; 2. Kor. 1, 20; Röm. 5, 20).

  • Den Heiden, die zum Glauben an Christus und zu seiner Gemeinde gekommen sind, müssen nicht erst noch Juden werden, ihnen ist nichts aus dem mosaischen Gesetz auferlegt (Gal. 2, 1)

  • Christen, ob aus den Juden oder den Heiden, werden allein aus Gnaden durch den Glauben selig. Wer noch eine zusätzliche Leistung als Gesetz fordert, der verfinstert, ja, verleugnet die Gnade, hält die Vergebung Jesu durch sein Kreuz für nicht ausreichend und steht wieder unter der aufgrund der Erbsünde unerfüllbaren Forderung des ganzen Gesetzes.

Paulus schreibt (Röm. 3, 30.31): „Denn es ist der eine Gott, der gerecht macht die Juden aus dem Glauben und die Heiden durch den Glauben.“

 

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