Warum wurde Jesus zum Kreuzestod verurteilt?

Petrus: "Gott hat diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht", Apg. 2, 36

 

Das Kreuz – Fluch und Segen

Impuls: Dass Kreuz Christi ist heute in der ganzen Welt bekannt, aber so viele Menschen mögen es nicht ansehen, schon gar nicht so realistisch mit dem Gekreuzigten. Wie kann man solche Grausamkeit, solches Leid und solchen Tod ansehen wollen? So wie man sich um Leid und Tod bei seinen Mitmenschen herumdrückt, so tut man es auch mit dem Kreuz. Und das Kreuz Christi löst auch Fragen aus: „Was ist da geschehen? Warum musste dieser Jesus so sterben?“ Die biblischen Antworten darauf, die gefallen aber so vielen erst recht nicht. Denn sie handeln von der Sünde der Menschen, auch von der ganz persönlichen des Fragenden und von dem Zorn und der gerechten Strafe Gottes darüber.

 

Mehrmals hatte Jesus seinen Jüngern gesagt, dass er durch die Ältesten, Hohenpriester und Schriftgelehrten werde viel leiden müssen und getötet werden würde. Am dritten Tage aber werde er auferstehen von den Toten, Mt. 16, 21; 17, 22.23; 20, 18.19; 26, 1-5. Die Jünger aber wollten das nicht wahrhaben. So etwas konnte und durfte doch dem von Gott gesandten Messias, dem Christus nicht passieren, der sollte doch den Königsthron in Jerusalem besteigen. Wie die anderen Juden waren ihre Erwartungen von dem Messias einseitig auf den König und so gar nicht auf den leidenden Gottesknecht des Jesaja gerichtet. Deshalb war die Verhaftung und Kreuzigung Jesu für sie eine Katastrophe und Anfechtung. War alles zu Ende, war Jesus doch nicht der Christus? Erst nach Jesu Auferstehung und Himmelfahrt und nach Pfingsten erinnerten sie sich an alle Worte Jesu und erkannten das Geschehen in seiner ganzen Bedeutung.

 

 

Aus welchen Gründen wurde Jesus von Pharisäern, Schriftgelehrten u. Hohenpriestern so gehasst?

 

  • Jesu Bußpredigt war auch an sie gerichtet, obwohl sich äußerlich rechtschaffen und fromm waren, ja, die religiösen Führer waren. Doch auch sie waren Sünder, die der Buße und Vergebung bedurften, Mt. 5, 20; Mt. 21, 31f.; Lk. 18, 9-27; Joh. 8, 1-11.

  • Jesus legt die Gebote in göttlicher Vollmacht aus und verwirft die kleinlichen und spitzfindigen Auslegungen und Satzungen der Pharisäer und Schriftgelehrten, wie die zum Sabbat, zur Reinheit und wie der Mensch ins Reich Gottes, zur Seligkeit komme, Mt. 5, 20; 12, 1-14; 15, 1-20; 16. 1-12; Lk. 11, 37f.

  • Jesus lehrt, dass der Mensch durch Erfüllung des Gesetzes vor Gott nicht gerecht und selig werden kann, Mt. 5, 21 – 7, 6; Mk. 10, 17f.

  • Jesus vergibt Sünden, obwohl das allein Gottes ist, Lk. 5, 20f.

  • Jesus nimmt äußerlich grobe Sünder an und vergibt ihnen ohne Bedingung; Lk. 5, 27f.; 7, 47-50; 19, 1f.

  • Jesus kündigt das Ende des Tempels und das kommende Gericht an, Mt. 23 – 25

  • Jesus macht mit Wunderzeichen deutlich und sagt zunächst verhüllt, zuletzt aber offen, dass er der Christus und Sohn Gottes ist, Mt. 26, 57f.; Mk. 7, 37f; 8, 22-30; 14, 61.62; Joh. 10, 31f.

    All diese Worte Jesu sind auch heute den Menschen ein Anstoß!

    Unbußfertige (nicht umkehrbereite) Menschen werden Jesus immer ablehnen, ja, hassen.

    Jesus spricht: „Mich aber hasst die Welt, denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind“, Joh.7,7; 11, 46f; 15, 18f.

 

Was war die offizielle Begründung des Todesurteils über Jesus?

 

a) seitens des Sanhedrins (Hoher Rat)

- Gotteslästerung, wegen des Anspruchs, der Christus und Sohn Gottes zu sein, Mt. 26, 65.

 

b) seitens des Pontius Pilatus

- Hochverrat wegen des Anspruchs König der Juden zu sein, deshalb die Kreuzesinschrift "Dies ist Jesus, der Juden König", Mt. 27, 37.

 

Kreuzesinschrift nach Joh. 19, 20, in hebräisch, lateinisch und griechisch,

 

in der der Name Gottes - Jahwe (JHWH) - verborgen ist:

 

  • Jeschua Hanozri Wumelech Hajehudim - JHWH !

     

  • Iesus Nazarenus Rex Iduaeorum - INRI

     

  • Iesous o Nazoraios Basileus ton loudaion          

     

    = Jesus der Nazarener der König der Juden

 

 

Warum und wofür musste Jesus wirklich sterben?

 

Jesus hat unsere Sünden und die dafür verwirkte Strafe – Gottes Fluch – an unserer Stelle auf sich genommen – Stellvertretung. So haben auch wir mit unseren Sünden seinen Tod verschuldet. Mit seinem Leben als Lösegeld hat Jesus uns die Erlösung und die Versöhnung mit Gott gebracht. Jesus ist das (Opfer-) Lamm Gottes.

Jesus spricht: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele“, Mt. 20,28. Bei der Einsetzung des Abendmahls: „Das ist mein Blut des Bundes / des Neuen Testaments,das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden“, Mt.26, 28. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeboren Sohn dahin gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“, Joh. 3, 16. „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“, Joh. 10,11. „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde,“ Joh.15,13. „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein, wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht“, Joh. 12, 24.

 

Weshalb war das Sterben Jesu für uns notwendig? - Wegen unserer SündeGott spricht: „Siehe ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des Herrn,...den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des Herrn...“, 5.Mose 11, 26 – 28. Apostel Paulus: „Wir haben soeben bewiesen, dass alle, Juden wie Griechen, unter der Sünde sind, wie geschrieben steht: da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer“ (Erbsünde = Begierde, angeborener Hang zu sündigen). „Der Sünde Sold ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn“, Röm. 3, 9.10; 6, 23. „Christus hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er wurde zum Fluch für uns“, Gal. 3, 13. „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung“, 2. Kor. 5,18.19. Johannes d. Täufer:„Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt“, Joh. 1, 29.

 

Was deutet schon im Alten Testament prophetisch auf den Tod Jesu?

 

  • Der Nachkomme der Eva wird der satanischen Schlange den Kopf zertreten, sie aber wird ihm noch mit tödlichem Gift in die Ferse stechen, das „Protoevangelium“ 1.Mose 3,15;

  • Abraham sollte seinen Sohn Isaak opfern, aber Gott sandte einen Widder, der an die Stelle des Isaak trat und geopfert wurde, 1. Mose 22;
  • das Passah-Lamm - durch das Blut des Lammes erfolgte die Verschonung vor dem Tod, 2. Mose 12;
  • Jesajas Worte vom leidenden Gottes Knecht, der das Volk vertritt und rettet durch sein Leiden und Sterben, Jes. 53;
  • die Opfer am Tempel, 3. Mose 1 - 7 - Dem Opfer liegt der Gedanke der Stellvertretung zu Grunde.

 

Der Mensch bekennt vor Gott seine Schuld und schlachtet das Opfertier in dem Bewusstsein: Mein Lebensrecht habe ich gerechterweise verwirkt, aber bitte nimm an Stelle meines Lebens das Leben dieses Tieres hin. So ist das Opfer von seinem Wesen her ein tiefes, die eigene Existenz in Frage stellendes Schuldbekenntnis mit der Bitte um Vergebung und Gnade. Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung, Hebr. 9

 

  • Alttestamentlich ist das Blut der Träger des Lebens, 3. Mose 17, 11; Jesus gibt sein Blut, sein Leben, für uns, damit wir leben können – einmal am Kreuz und dann im Abendmahl, Mt. 26, 28; Joh. 6, 53 ff.

 

Entgegnung auf die Kritik am Kreuzesopfer Jesu Christi

 

Stellvertretung und Opferbereitschaft unter Menschen: - Ein Bürge verpflichtet sich, für die Schulden eines anderen einzustehen und sie ggf. selbst zu bezahlen. - Jemand, der sich freiwillig als Geisel zur Verfügung stellt und mit seinem Leben für andere einsteht. - Soldaten, die für Familie, Volk und Land ihr Leben einsetzen und für sie ggf. den Tod erleiden. - Menschen, die ihr eigenes Leben für die Rettung anderer riskieren. - Das Leben für seine Freunde einzusetzen, war eine der höchsten Tugenden der Griechen. - Pater Maximilian Kolbe, der bei einer Vergeltungsaktion im KZ Auschwitz freiwillig für einen Familienvater in den Hungerbunker und Tod ging.

 

Die Stellvertretung und das Opfer Jesu Christi

  • Dem tödlichen Ernst der Sünde entsprechend und dem über die Sünder ausgesprochenen Fluch hat Gott die gerechte Strafe des Tod verhängt. Weil Gott aber die Menschen liebt, war er so gnädig, dass er selbst in seinem Sohn die Strafe des Todes getragen und erlitten hat, damit wir leben können – ewig leben. Im Kreuz Jesu Christi vereinen sich die strafende Gerechtigkeit und die erbarmende Liebe Gottes.

  • Gott hat kein „Menschenopfer“ gefordert, sondern ist in Jesus selbst Mensch geworden. In ihm hat er sich dem Hass, der Gewalt und Sünde der Menschen ausgeliefert und ihnen dennoch ihre Sünde abgenommen und an ihrer Stelle die gerechte göttliche Strafe erlitten: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber“, 2. Kor. 5, 18.19.

  • Gott hat Knechtsgestalt angenommen, sich in die tiefsten menschlichen Leiden und ins Sterben begeben und ist so zum Trost an die Seite aller Leidenden und Sterbenden getreten. Doch darf keinesfalls die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu auf diesen Gesichtspunkt reduziert werden! Im Vordergrund steht und bleibt das Kreuzesopfer Jesu zu unserer Erlösung.

 

Weshalb war Jesu Tod ein Opfer? - Wegen der Stellvertretung!

 

Jesus, der Sündlose und Gerechte, hat die Schuld und Sünde der Menschen und damit auch den dafür verwirkten Fluch, die Strafe des Todes, auf sich genommen. Da ist der Sünder frei geworden von Schuld und Sünde und von der Strafe des Todes. Der Sünder wird verschont, ihm wird vergeben, weil Jesus Christus an unsere Stelle getreten ist. Als Bürge tritt Jesus an die Stelle des Schuldners, Hebr. 7,22. So war Jesu Tod seinem Wesen nach ein Opfer. Mit seinem Leben ist er für andere eingetreten – für viele, für seine Freunde, für alle, die es ihm glauben - die in seine Stellvertretung einwilligen, Mt. 20, 28. Jesu Kreuzestod war ein Sich-selbst-opfern. Er war darbringender Priester und zugleich das Opferlamm, Hebr. 9. Paulus schreibt:
Christus hat euch geliebt und sich selbst dargegeben für uns als Gabe und Opfer“, Eph. 5,29.

 

Mit dem Kreuzestod erleidet Jesus Christus das gerechte strafende Gesetz und den Fluch Gottes über die Sünde und zugleich schenkt er durch seinen Tod das Evangelium der Gnade Gottes, der Vergebung und des Segens.

 

Im Kreuz Christi erkennen wir das Gesetz und zugleich das Evangelium Gottes. So ist das Kreuz ein Zeichen des Todes aber zugleich der Botschaft Christi von der Erlösung und der Auferstehung.

 

 Detlef Löhde

Warum wurde Jesus zum Kreuzestod verurteilt?
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