Kirchliche Grüße zum Ramadan?
Es schon fast zum jährlichen Ritual geworden, dass die großen Kirchen den Muslimen Grüße, ja, Segenswünsche zum Ramadan übermitteln. Nun leben wir seit geraumer Zeit in einer multireligiösen Gesellschaft und da liegt es im Interesse aller, das Zusammenleben verantwortungsvoll und friedfertig zu gestalten. An den Aufgaben im Staat und Arbeitsleben gilt es zum Wohle aller zusammenzuwirken. Deshalb ist es konsequent und angemessen, wenn z.B. der Bundespräsident den Muslimen im Lande Grüße und Wünsche zu ihren Festtagen ausspricht.
Fragwürdig erscheint es aber, wenn Repräsentanten der Kirchen auch Glück- und Segenswünsche zum Ramadan ausrichten. Sie haben doch kein staatliches, sondern das speziell geistliche Mandat im Namen der Kirche, im Namen Jesu Christi, zu sprechen. Können sie im Auftrag und Vollmacht Jesu Christi Segenswünsche zum Ramadan aussprechen?
Im Mond-Monat Ramadan ist den Muslimen tagsüber das Fasten, der Verzicht auf jedes Essen und Trinken, geboten. Es heißt: „Wer im Glauben auf Allahs Belohnung faste, dem werden seine Sünden vergeben. Das Ramadan-Fasten ist eine Form des islamischen Gottesdienstes.“ Muslime sollen dankbar gedenken, dass in diesem Monat dem Mohammed auf überirdische Weise die ersten Teile des Koran mitgeteilt – offenbart wurden. Dem Koran, in dem der Glaube an Jesus Christus als dem Sohn Gottes als die furchtbarste unvergebbare Sünde bezeichnet, die Kreuzigung Jesu geleugnet und Mohammed als der von Allah Gesandte verkündigt wird. Kann man als Christ zu solchem Gedenk-Monat Segenswünsche übermitteln? In islamischen Ländern fürchten viele Christen den Ramadan, da in dieser Zeit der religiösen Erregung die Übergriffe auf sie zunehmen.
Die diesjährigen Wünsche des EKD-Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm vom 21.4.2020 bilden einen traurig skandalösen Höhepunkt. Sie gehen weit über eine Höflichkeitsgeste hinaus. Er richtet sie an die „Schwestern und Brüder“ und versichert ihnen, „mit Gedanken und Segenswünschen bei ihnen zu sein“. Hinsichtlich des Verhältnisses Muslime - Christen führt er 1. Petrus 4, 10 an und schreibt „Gottes Gnade ist vielfältig, sie kann verschiedene Ausdrucksformen haben“. - Muslime verstehen ihre Koranbotschaft nicht so beliebig libertär und relativierend. - Bedford-Strohm schließt mit den Worten: „Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien und Gemeinden, dass sie sich auch in dieser schwierigen Zeit von der Gnade Gottes geleitet wissen.“
Nach diesen Ausführungen bestünde der Unterschied zwischen Islam und Kirche nur in unterschiedlichen Ausdrucksformen der Gnade Gottes, so als hätte sich Gott auch im Koran offenbart. Dann brauchte es keine Mission mehr. Die Konversion von Muslimen zum christlichen Glauben wäre nur ein unnötiger Wechsel von der einen Gnade Gottes zur anderen.
Jesus aber spricht (Joh. 14, 6): „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt anders zum Vater als durch mich.“ Dazu gibt er den Aposteln und Gemeinden den Missionsauftrag. So verkündigen sie den für uns gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus. Und, dass wir allein durch ihn, den Sohn Gottes, Vergebung der Sünden haben und wir in keinem anderen selig werden können. (Apg. 4, 12). Allein dieses Evangelium Jesu Christi unverfälscht zu verkündigen, das ist der bleibende Auftrag der Kirche und ihrer Hirten. Für die Apostel war es jenseits ihrer Vorstellungskraft, Anhängern nichtchristlicher religiöser Kulte, z.B. den der Artemis / Diana von Ephesus, Segenswünsche als an ihre Schwestern und Brüdern zu übermitteln.
Detlef Löhde, 23.4.2020